Die Behandlung von Patienten mit schweren Infektionen wie Sepsis, schwere Sepsis oder septischer Schock und die Zunahme von Resistenzen bei Antibiotika sind eine der wichtigsten Probleme der heutigen Medizin. Die Prävalenz von schweren Infektionen bei Intensivpatienten liegt je nach Klinik zwischen 20 und 80%. Die Mortalität ist nach wie vor sehr hoch, und liegt z.B. bei Patienten mit schwerer Sepsis oder septischen Schock bei ungefähr 40%. Die Antibiotikatherapie als kausale Therapie ist dabei von höchster Wichtigkeit.

Neben dem frühen Einsatz des richtigen Antibiotikums und ggf. der Sanierung des Infektionsorts sind adäquate Antibiotikakonzentrationen am Zielort Schlüsselelemente erfolgreicher antibiotischer Therapien

Daher wird mittlerweile das Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) für bestimmte Patientengruppen von verschiedenen fachübergreifenden nationalen und internationalen Leitlinien ausdrücklich empfohlen.

Mittlerweile konnte in vielen Studien die hohe Variabilität an Beta-Lactam-Antibiotika-Konzentrationen (und auch Linezolid) bei verschiedenen Patientengruppen (insbesondere Intensivpatienten) mit zum großen Teil unzureichenden Konzentrationen (erhöhte Gefahr von Mortalität, verlängerte Krankenhausaufenthalte und schließlich auch erhöhte Gefahr von Resistenzbildungen) und auch zum großen Teil erhöhten Konzentrationen (erhöhte Gefahr von Toxizität) demonstriert werden. Resistenzbildungen bzw. Selektion von Mutanten mit leicht erhöhter MHK werden insbesondere gefördert, wenn die Konzentrationen eines Antibiotikums über einen längeren Zeitraum unter oder nur leicht oberhalb der MHK liegt.

Verschiedene Studien geben mittlerweile deutliche Hinweise, dass die Einführung von TDM bei diesen Antibiotika bei solchen Patientengruppen nützlich ist.

So konnte z.B. Scaglione et al (Eur Respir J. 2009;34:394-400) zeigen, dass bei Patienten mit nosokomialer Pneumonie die Messung von Antibiotikakonzentrationen und die Bestimmung der MHK mit anschließender Dosisanpassung signifikant und deutlich (Odds Ratio > 2) die Wahrscheinlichkeit für ein gutes klinisches Outcome und für die Pathogen-Eradikation verbessert.

Das Labor Brunner kann über langjährige Erfahrung durch Studien und seit 2018 auch in der Routine verweisen. Zurzeit führen wir neben den üblichen Antibiotika Vancomycin und Aminoglykoside auch Konzentrationsmessungen von Piperacillin, Meropenem, Ampicillin, Cefepim, Ceftazidim, und Linezolid durch (Montags, Mittwochs und Freitags mittags). Bei der Beratung von ärztlichem Personal zur antimikrobiellen Therapie von Patienten mit schweren Infektionen  ist das TDM einer der elementaren Bausteine.

Im Jahr 2019 wurde zudem das Labor Dr. Brunner zusammen mit anderen Partnern aus der Industrie und der Forschung mit dem DIABKON-Projekt gefördert. In diesem Projekt wird versucht, neuartige vollautomatische Liganden-Assays zu entwickeln mit dem Ziel, dass in Zukunft ein TDM dieser wichtigen Antibiotika für viele auch kleinere oder mittlere Krankenhäuser zur Verfügung stehen wird.